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Auflistung meiner bisher gegangenen Touren


Einzelheiten zur Tour Auf das Gross Grünhorn

Aufbruchszeit29.July 2024, 03:40
Ankunftszeit29.July 2024, 17:10
KategorieHochtour Hochtour
Schwierigkeitschwer schwer
Länge in km12
Höhendifferenz1540
Kartenausschnitthier klicken!
Streckenprofilhier klicken!

Weitere Einzelheiten zur Tour

Heute sollte es auf unseren ersten 4000er gehen. Beim Hüttenwirt Stefan haben wir uns noch nach den aktuellen Verhältnissen erkundigt, er sagte, es solle gerade sehr gut sein. Wir frühstückten um drei Uhr, bei sternenklarem Himmel ging es nach draußen. Puh, ich hatte mich zum Tragen des Seils gemeldet, damit erstmal die 476 Stufen runter. Vor uns waren zwei Seilschaften (4 und 2 Personen) unterwegs, deren Lichtern wir auf dem Grüneggfirn folgen konnten. Im Grund des Gletschers wählten wir eine Firnrampe links (westlich) der großen aperen Felsinsel, um höher zu gelangen. Die Taktik ging auf, wir überholten sogar die beiden Seilschaften vor uns und erreichten als erste das Coloir, das auf den Grünegg-Grat führte. Dieses Coloir war eigentlich kein richtiges Coloir mehr (auch wenn in der Führerliteratur davon geschrieben wird), denn mittlerweile klafft ein ca. 5 Meter hoher aperer Absatz in der Einkerbung. Diesen Absatz kann man links durch eine Kletterpassage (II+) überwinden, morgens ist das Gestein noch relativ fest. Nach der Kletterpassage muss unterhalb einer Wechte die Flanke traversiert werden, auch das ist morgens, wenn die Tritte noch gefroren sind, kein Problem. So erreichten wir den Grat zwischen Grünegg und Grünegghorn und konnten auf dem steilen Firn schnell weiter Höhe erreichen. Rings um uns wurden die ersten Gipfel in das Licht der Morgensonne getaucht, und alle Berge der Westalpen tauchten vor unseren Augen auf, echt schön! Der Firn endete an einer Halde aus brüchigem Fels, hier stiegen wir noch ein Stückchen mit Steigeisen auf (quietsch!!), ehe wir in einer flacheren Passage die Steigeisen ablegen konnten.
Jetzt begann der Klettergrat zum Grünegghorn, alles aber halb so wild, und der Vorgipfel war recht schnell erreicht. Auch hier hatte ich wieder das Seil auf dem Buckel (Volker war der Meinung, wir könnten es vielleicht noch gebrauchen). Hinter dem Grünegghorn ging es steil in eine Scharte hinunter, nach der der eigentliche Gipfelgrat des Gross Grünhorns kommen sollte. Es war schon ziemlich steil, aber der Fels war gut strukturiert und bot unzählige Griffe und Tritte in seiner seitlichen Schichtung. So kletterten wir seilfrei und sehr sicher zum Firn hinunter. Hier wieder Steigeisen anlegen, Scharte queren und auf der anderen Seite eine geeignete Stelle zum Einsetzen in den Gipfelgrat suchen. Auch das gelang gut, und dann konnten wir die 200 Höhenmeter bis zum Gipfel des Gross Grünhorns in anregender Kletterei und im kompakten Fels bewältigen. Oben ca. 15 Minuten Aufenthalt, dann ging es alles wieder retour. Ja, da kamen natürlich Höhenmeter zusammen. Insbesondere der ziemlich steile Gegenanstieg am Grünegghorn kostete nochmal Kraft. Ines hatte mittlerweile das Seil übernommen, dennoch musste ich mich schon beim Abklettern in Richtung Firnfeld konzentrieren. Volker und ich trafen eine falsche Entscheidung für den Wechsel in den Firn und gerieten in sehr brüchiges Gelände. Wir hätten lieber so gehen sollen wir beim Aufstieg vor vier Stunden. Das kostete nochmal etwas Kraft und Nerven, konnte aber gelöst werden. Dann ging es daran, Höhe auf dem Grat zu verlieren, hinab zur Schlüsselstelle, dem Coloir. Hier hatte mittlerweile die Sonne ordentlich gewirkt, der Firn war weich, und das Traversieren unter der Wechte wesentlich gefährlicher. Nach Lehrbuch verwendeten wir die volle Holmlänge des Eispickels als Sicherung, und das hat mir einmal tatsächlich massiv geholfen, als plötzlich beide Tritte im weichen Schnee nachgeben. Nach der Schrecksekunde hatte ich aber sofort neue Tritte mit den Füßen geformt und konnte weiter. Die Kletterpassage absolvierten wir in der Reihenfolge Ronald, ich, Ines, Volker. Volker als letzter seilte von einem halbwegs stabilen Felskopf ab. Ines tat sich am schwersten und hat durch das Herausbrechen von brüchigem Gestein die Kletterpassage vermutlich noch etwas schwerer gemacht, aber vermutlich passiert das jeden Tag. Angeblich soll es am Grünegghorn eine Abseile in Richtung Fieschergletscher/Grünhornlücke geben, von der haben wir aber erst auf der Hütte erfahren. Damit kann man vermutlich diese Gefahrenstelle am Nachmittag umgehen.
Nun, wir hatten dann irgendwann den Grüneggfirn erreicht und mussten jetzt nur noch unserer Aufstiegsspur folgen. Diese war aber mittlerweile von anderen Leuten wieder zertrampelt. und an einer neuralgischen Stelle entschied ich mich für rechts statt links, und Volker erkannte nach fünf Minuten (und 70 Höhenmetern), dass wir in ein Gelände kamen, aus dem wir nicht mehr auf den tieferen Gletschergrund gelangen konnten, ohne in rutschigen Fels zu geraten. Es half nichts, wir mussten korrigieren und durch den aufgeweichten Firn wieder aufsteigen. Ronald ärgerte sich sehr, und damit wir nicht noch mehr Zeit verloren, nahm ich ihm das Seil ab, dass er seit dem Coloir trug. Nach der Korrektur fanden wir unseren Weg wieder. Ich habe mich auch sehr geärgert, denn ausgerechnet heute fielen in meinem Garmin die Akkus aus, und ich konnte den Aufstiegsweg so nicht mehr im Abstieg verfolgen. Ok, als das endlich erledigt war, konnte der Abstieg fortgesetzt werden, und nach ca. 45 Minuten erreichten wir wieder das Schuttfeld. Es war nochmal mühsam, den idealen Weg zu den Treppen zu finden, und dann war noch einmal der lange Anstieg über die 476 Stufen fällig. Mit dem Seil auf dem Buckel brauchte ich auf jeder Treppenplattform eine Verschnaufpause. Aber auch das war irgendwann geschafft, und so konnten wir oben auf der Hütte unseren Gipfel feiern und den nächsten Tag als Ruhetag genießen.


Letzte Änderung : 22-Aug-2023
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